Donnerstag 12.05.2016, 20:00 Uhr
Sitzungssaal im Rathaus Wallgau
Mit Sitzungsbericht
Tagesordnung:
- Bauantrag auf Anbau an das bestehende Einfamilienhaus FlNr. 591/3 Gem. Wallgau
- Bauantrag auf Neubau eines Mehrfamilienhauses FlNr. 169/4 gem. Wallgau (Lange Äcker 7)
- Bebauung im Ortsteil Obernach: Antrag auf Unterstützung in der Schaffung von Wohnraum für Einheimische. Grundsatzbeschluss über weitere Vorgehensweise
- Dorfentwicklung: Vorstellung der Eckpunkte einer Entwicklungsrichtlinie „Gesundheit“ für Bürger und Gäste, Vorstellung eines Kursprogramms
- Dorfentwicklung: Einleitung von Maßnahmen zur Erlangung des Prädikates „Luftkurort“
Verschiedenes
Disclaimer
Quelle: Aushang am Rathaus Wallgau
Wallgau, 04.05.2016
Sitzungsbericht:
Der nachfolgende Bericht wurde von uns als Zuschauer der Sitzung geschrieben. Wir haben ihn nach bestem Wissen verfasst und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Maßgebend ist das jeweils amtliche Protokoll der Gemeinde Wallgau, das im Rathaus eingesehen werden kann.
Bürgermeister Hansjörg Zahler begrüßte vor rekordverdächtiger Zuschauerkulisse (22 Bürger) die anwesenden Gemeinderäte sowie den Vertreter der Presse.
Aus privaten Gründen fehlte 2. BGM Karlheinz Schwaiger sowie GR Georg Rauch. In diesem Zusammenhang gratulierte Zahler seinem Stellvertreter zur standesamtlichen Trauung.
Gegen die Tagesordnung und das Protokoll der letzten Sitzung gab es keine Einwände. Damit gilt beides als angenommen.
Wegen Dringlichkeit wurde ein weiterer Bauantrag auf Errichtung eines Einfamilienhauses auf FlNr. 50/2“ (siehe neuen TOP 3) einstimmig mit auf die Tagesordnung aufgenommen. Dieser Antrag wurde bereits als Bauvoranfrage (TOP 1) in der Sitzung am 10.12.2015 behandelt.
TOP1:
Der Bauwerber will einen Anbau an das bestehende Einfamilienhaus auf FlNr. 591/3 errichten. Bürgermeister Zahler erläuterte, dass die ortsübliche GRZ von 0,2 exakt eingehalten wird. Auf Nachfrage erklärte Zahler, dass die Zufahrt zum Grundstück über ein ca. 40m² großes Dreieck, das sich im Eigentum der Gemeinde befindet, verläuft. Laut seiner Aussage ist das Nutzungsrecht vertraglich geregelt. Der GR stimmte einstimmig dem Bauantrag zu.
TOP2:
Die Antragsteller beabsichtigen den Bau eines Mehrfamilienhauses (5 Wohneinheiten) auf FlNr. 169/2. Alle Festsetzungen des Bebauungsplans „Lange Äcker“ aus dem Jahr 1968 werden eingehalten.
Aufgrund geänderter Baustandards (Schall, Dämmung, Statik, Heizung) beantragt der Bauwerber, die vorgeschriebene Gebäudehöhe von 6,0 m um 20 cm erhöhen zu dürfen.
Nach kurzer Diskussion einigte sich der GR und stimmte einstimmig dieser Abweichung zu. Im Gegenzug wird die Höhe im EG von 35 cm auf 20 cm gegenüber der Bezugshöhe (Geländeoberkante) verringert.
TOP3 (neu):
Der Bauantrag zum Bau eines Einfamilienhauses auf FlNr. 50/2 wurde bereits als Bauvoranfrage positiv beschieden. Da sich keine Änderungen ergaben, wurde dem Bauantrag, einschließlich der Abweichung zu den Abstandsflächen, einstimmig zugestimmt.
TOP4 (bisher TOP3):
Die beiden Antragsteller aus Obernach, dem Weiler, der sowohl auf Jachenauer als auch auf Wallgauer Flur liegt, möchten insgesamt fünf Bauplätze für Einheimische schaffen. Die geplanten Grundstücke liegen allesamt auf Jachenauer Flur. Der GR von Jachenau hat dieses Vorhaben bereits befürwortet. In höherer Instanz wurde es mit dem Hinweis, dass es sich um eine Splittersiedlung handelt, hingegen abgelehnt. Mit dem jetzigen Antrag an die Gemeinde Wallgau erhoffen sich die Bauwerber, dass sich mit der Unterstützung beider Gemeinden ihr Vorhaben besser durchsetzen lässt. Bgm. Zahler erklärte, dass dieses Vorhaben vsl. nicht über eine Ortsabrundung möglich ist, da kein Bebauungsplan besteht. Obernach liegt im Außenbereich, was für Wallgau im Gegensatz zur Gemeinde Jachenau eher die Ausnahme darstellt. Der GR stimmte einstimmig dem Beschlussvorschlag, unter der Federführung der Gemeinde Jachenau dieses Vorhaben zu unterstützen, zu.
TOP5 (bisher TOP4):
Zu diesem TOP begrüßte Bgm. Hansjörg Zahler drei anwesende Fachleute. Diese waren Inka Diener (Ärztin), Sabrina Blandau (Alpenwelt Karwendel) und Petra Hilsenbeck (Zugspitz Region).
Bürgermeister Zahler beschrieb einleitend die aktuelle Situation im Tourismus in der Alpenwelt Karwendel und speziell in Wallgau. Die zunehmend schlechten Winter wirken sich deutlich auf die Übernachtungszahlen und die Auslastung der örtlichen Gastronomie aus. Gerade für Wallgau fehlt innerhalb der Alpenwelt Karwendel eine klare touristische Positionierung, wie sie in Mittenwald mit dem Geigenbau oder in Krün mit dem G7-Gipfel passiert.
Mit den folgenden Projekten am Dorfplatz und am Haus des Gastes will man das Profil Wallgaus schärfen und den Ort auf den Gesundheitsurlaub ausrichten. Hier gibt es einige Beispiele von Orten, die durch eine eindeutige themenbezogene touristische Ausrichtung erfolgreich bestehen können.
Frau Hilsenbeck informierte anhand einer Präsentation über die zukünftigen Entwicklungen im Gesundheitssektor und erörterte Möglichkeiten, wie Gesundheits-Aktivitäten durch die Krankenkassen bezuschusst werden können. Der Gesundheitstourismus ist gerade im Hinblick auf den demographischen Wandel ein Marktsegment mit Zukunft. Hier wird eine gute Möglichkeit gesehen, den Tourismus in Wallgau und der Alpenwelt Karwendel anzukurbeln. Frau Diener, die die Befähigung zur Kurärztin erworben hat, unterstützt die geplante touristische Neuausrichtung.
Ausgehend von dem Konzept AlpenRaum aus der Dorferneuerung wurde von Hr. Weisenberger (Standort & Kommune) und Hr. Steinbauer (Steinbauer Strategie) eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Nutzung des Kirchbenböbls, insbesondere für eine touristische Neuausrichtung zum Gesundheitstourismus, erarbeitet und dem Gemeinderat vorgestellt. Der Slogen des Konzepts lautet: „Wallgau weil’s xund ist“.
Mehrere Möglichkeiten wurden präsentiert:
Möglichkeit 1
Abriss Kirchenböbl und Neubau durch die Gemeinde
Aufteilung des Gebäudes in Dorfladen ca. 80m² (existiert bereits als Web-Shop), Apotheke inkl. Gesundheits-Infopoint ca. 120m², Arztpraxis mit Allgemeinprävention für Stressmedizin ca. 200m², Wohnung oder Mittagsbetreuung ca. 90m², Seminarräume ca. 30m².
Die Bereiche im Erdgeschoss könnten ggf. offen in Verbindung stehen. So könnte auch die Touristinfo durchgängig zwischen Dorfladen und Gesundheits-Infopoint ihren Platz finden.
Die Refinanzierung der Investitionen von geschätzt € 1,8 Mio soll durch Mieteinnahmen erfolgen. Bilder vom Dorfplatz und Kirchenböbl
Möglichkeit 2
Verkauf/Überlassung des Kirchenböbls an eine privatwirtschaftliche Initiative.
Bedingung: Erhalt des Gebäudes sowie Bereitstellung eines Angebotes zur Belebung des Dorfplatzes.
Je nach Mitspracherecht und Vorgaben der Gemeinde würde der zu erwartende Erlös geringer ausfallen.
Möglichkeit 3
Unabhängig vom Kirchenböbl-Anwesen Errichtung ein (kleineres) Gebäudes für die Gesundheitsangebote auf dem von der Gemeinde kürzlich erworbenen Grundstück der Villa Neuner mit Verbindung zum Dorfplatz.
Refinanzierung wie bei Möglichkeit 1
Als weiterer großer Baustein hin zum Gesundheitstourismus wäre die Errichtung eines wetterunabhängigen Wellness- und Gesundheitszentrums am Haus des Gastes.
Die Finanzierung dieses Projektes solle über eine Gesellschaft erfolgen, in der die Gemeinde den Grund und Boden einbringt. Der Finanzierungsbedarf der derzeitigen Planungen liegt bei rund € 3,5 Mio.
Als Finanzierungsmodell wäre eine Beteiligung der Bürger aus Wallgau und der Alpenwelt Karwendel möglich.
Alternativ könne man sich auch die Finanzierung durch externe Kapitalgeber vorstellen, hierzu gab es bereits positive Rückmeldungen.
Bürgermeister Zahler präsentierte einen ersten Planungsentwurf, der sich auf die Bereiche Tennisplatz, Eisplatz und den Garten des Haus des Gastes erstreckt. Falls aus Platzgründen nötig, könnte die Eisfläche neben den Spielplatz oder in die Dorfmitte verlegt werden. Das Haus des Gastes selbst würde unverändert bleiben, lediglich eine Rezeption würde ergänzt werden. Der geplante Wellnessbereich umfasst Umkleiden mit Duschen, Essensbereich, verschiedene Saunen und verschiedene Teiche und Becken.
Einzelne Positionen der betriebswirtschaftlichen Gesamtrechnung müssen noch geprüft werden.
Die nächsten Schritte:
Das weitere Vorgehen stellte Zahler ebenso vor. Am 23. Mai 2016 werden die genaueren Kosten dem Gemeinderat präsentiert. Ende Juni 2016 sollen auf einer Bürgerversammlung beide Projekte detailliert vorgestellt und die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger gehört werden. Mitte Juli 2016 könnte dann eine Entscheidung des Gemeinderats fallen.
Fr. Blandau von der Alpenwelt Karwendel ist von den Projekten überzeugt und unterstützt die Erweiterung des touristischen Angebots in Wallgau und der Region. Ihrer Meinung nach darf sich das Konzept aber nicht nur auf den Dorfplatz (Kirchenböbl) beschränken, sondern man müsste ein gesamtheitliches Konzept für Wallgau verfolgen.
Zu den baulichen Maßnahmen ist auch das Angebot eines umfangreichen Kursprogramms wie Nordic Walking, Pilates, Zumba, Gymnastik, etc. nötig. Hier will Frau Hilsenbeck schon in den nächsten Wochen die ersten Kurse anbieten. Damit hierfür eine Erstausstattung an notwendigen Geräten (Matten, Rollen, Bälle, etc.) angeschafft werden kann, wird die Gemeinde gebeten, in Vorleistung in Höhe von € 2.000,- (netto) zu gehen. Das Kursangebot soll dann zeitnah veröffentlicht und je nach Bedarf erhöht werden.
Der Gemeinderat stimmte nach längerer Diskussion zu, diese touristische Neuorientierung weiter zu verfolgen und genehmigte den Kauf der Erstausstattung für das Kursprogramm.
TOP6 (bisher TOP5):
Die Gemeinde Wallgau möchte im Rahmen der neuen touristischen Ausrichtung (siehe TOP5) Luftkurort werden. Bisher ist Wallgau ein „staatl. anerkannter Erholungsort“.
Hierfür sind zwei Voraussetzung zu erfüllen. Es muss ein „therapeutisch anwendbares Klima“ sowie ein „artgemäßer Kurortcharakter“ vorherrschen.
Laut Bgm. Zahler ist Zweiteres erfüllt. Ersteres muss über ein Gutachten, basierend auf Messungen des DWD (Deutscher Wetterdienst), festgestellt werden. GR Hans Baur warb für diesen Schritt mit dem Hinweis, dass ein früherer Antrag nur abgelehnt wurde, da es damals in Wallgau noch keine Abwasserkanalisation gab.
Da die Kosten für die notwendigen Messungen und Gutachten bei rund € 15.000,- liegen, wurde vereinbart, mit der Gemeinde Krün zu sprechen, ob sie ebenfalls diesen Schritt gehen will. So würden sich die Kosten reduzieren. Ebenso soll vorab mit der Gutachterin gesprochen werden, um die Erfolgsaussichten zu prüfen. Der GR stimmte einstimmig dem Beschlussvorschlag zu, dieses Ziel weiter zu verfolgen.
Verschiedenes:
Gewerbegebiet: Bgm. Zahler berichtete, dass die Verhandlungen mit den Staatsforsten über den Grundstückstausch (siehe TOP6 aus der Sitzung vom 18.02.2016) laufen. Er sieht die bisherigen Gespräche sehr positiv. Es wird mit einer Entscheidung in den nächsten Wochen gerechnet. (Übersichtskarte zu geplanten Gewerbegebiet Isarstraße)
Sachensee: Bei einem kürzlich erfolgten Treffen des Bürgermeisters mit den Betreibern des Walchenseekraftwerkes wurde die zunehmende Verlandung des Sachensees durch Sedimente aus dem Kanal angesprochen. Der Betreiber „Uniper“ kam nach einigen Gesprächen mit verschiedenen Stellen zu dem Entschluss, dass ein Ausbaggern dieser Ablagerungen nicht notwendig sei. Dies will die Gemeinde so nicht akzeptieren, da die Beeinträchtigung durch Kanal, Isarkies, etc. für die Gemeinde nicht unerheblich sind. Zahler erwartet von einem Großkonzern, der damit Gewinne erzielt, auch die damit verbundenen negativen Auswirkungen beseitigt werden.
Teich Sonnleiten: GRin Julia Schwarzenberger fragte nach, wann das Treffen am Teich (siehe TOP 7 aus der Sitzung vom 21.04.2016) stattfindet. Bgm. Zahler antwortete, dass der Termin für den morgigen Freitag geplant sei. Da dies für die meisten GR zu kurzfristig ist, wird ein neuer Termin in der kommenden Woche gesucht. Bilder vom Teich
Ende des öffentlichen Teils der Gemeinderatssitzung um 22:05
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Verlandung des Sachensees vom 30.05.2016
Belebung des Wallgauer Dorfplatzes vom 24.05.2016
Wellnessoase für Wallgau vom 22.05.2016
WBE und BEI
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